Lust statt Frust: Wie der Jobwechsel in Pandemiezeiten gelingt

– Kategorie: Neue Arbeit – Lesedauer: 3.9 Minuten – 2 Kommentare
Ob Studienabschluss, Betriebswechsel oder eine gänzlich neue berufliche Richtung: Veränderungen und Wechsel auf dem Karriereweg gehören dazu. In Zeiten von Corona hat sich im Bewerbungsprozess einiges verändert – oder nicht? Wir haben mit Felix, einem Softwareentwickler gesprochen und geben euch Tipps für den virtuellen Bewerbungsprozess mit.

Eine Veränderung im Arbeitsleben kann aus Unzufriedenheit mit dem bisherigen Job resultieren oder aus dem Bedürfnis heraus, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Dieses Gefühl kennt auch Felix, da er in seiner bisherigen Anstellung weder in Bezug auf persönliche, noch fachliche Entwicklung eine Perspektive hatte. Das führte zu dem starken Bedürfnis, seinen Karriereweg verändern zu wollen.
Ist der Wunsch nach einer Veränderung gefestigt, folgt der nächste Schritt: Das Bewerben. Mittels E-Mail oder Online-Bewerbungsformular, denn Bewerbungsmappen per Post zu versenden ist schon seit einiger Zeit aus der Mode.

Das digitale Bewerbungsgespräch

War die Bewerbung erfolgreich, folgt die zweite Hürde: das Vorstellungsgespräch.
Das aktuell präferierte virtuelle Kennenlerngespräch kann zu einer großen Herausforderung werden. Aber wir haben Tipps parat, mit denen euch die Vorbereitung und das Gespräch gelingen.

Die Technik

Nicht nur bei Präsenzgesprächen ist pünktliches Erscheinen enorm Wichtigkeit. Auch im virtuellen Kontext sollte man sich pünktlich einloggen und dabei technische Schwierigkeiten und Herausforderungen der zahlreichen virtuellen Gesprächstools berücksichtigen. Es empfiehlt sich, die entsprechende Software herunterzuladen und auszutesten. Das gilt nicht nur für Software, auch Hardware, wie Kopfhörer und Mikrofon sollten vorab getestet werden. So kann ein holpriger Einstieg in das Gespräch vermieden werden. Das musste auch Felix feststellen, der zum Start seines Gesprächs Schwierigkeiten mit dem Headset hatte. Damit zurecht zu kommen und anschließend einen fließenden Übergang ins Kennenlernen zu finden, fiel ihm dadurch schwerer.

Die Räumlichkeit

Erfolgt eine Einladung zu einem virtuellen Bewerbungsgespräch, ist es nicht notwendig, sich Gedanken um Anreise und Verkehrsmittel zu machen. Das Bewerbungsgespräch in den heimischen vier Wänden kann jedoch auch einige Stolpersteine bereithalten. Es sollte darauf geachtet werden, einen Platz zu wählen, an dem die Internetverbindung so stabil wie möglich ist - am besten sollte diese per Lan-Kabel abgesichert werden. Für die Nerven hilft außerdem eine ungestörte Atmosphäre, in der frei gesprochen werden kann, ohne das Gefühl belauscht zu werden. Die Mitbewohner oder Lieben könnten für diese Zeit einkaufen oder spazieren gehen. Wenn die Möglichkeit besteht, den Gesprächsplatz frei zu wählen, sollte der Lichteinfall bedacht werden. Im falschen Winkel vor einem Fenster oder einer Lampe zu sitzen, kann dazu führen, dass die Sicht auf einen selbst nicht gut ist.

Die zwischenmenschliche Ebene

Ein Nachteil virtueller Gespräche ist die Vermittlung nonverbaler Signale. Über die Kamera ist es schwierig, Augenkontakt zu halten, Mikroemotionen zu erkennen oder die Körperhaltung zu deuten. Dies wirkt sich wiederum auf den Beziehungsaufbau mit dem/r Gesprächspartner*in und auf die zwischenmenschliche Beziehung aus. Für Felix ist dies der größte Nachteil virtueller Gesprächen, da es ihm viel schwerer fiel, sein Gegenüber auf einer persönlichen Ebene einzuschätzen.
Daher ist es empfehlenswert, die Kamera so auszurichten, dass sich das eigene Gesicht in der Mitte des Bildschirms befindet. Auch wenn nur ein Ausschnitt des restlichen Körpers gesehen wird, ist die Körperhaltung dennoch entscheidend. Sie sollte aufrecht und interessiert sein, wie bei einem physischen Gespräch. Generell gilt: authentisch bleiben, natürliche Reaktionen zeigen und nicht übertreiben.

Die eigenen Fähigkeiten präsentieren

Schafft man es über das erste Kennenlernen hinaus, folgen oftmals weitere Runden in denen Kolleg*innn kennengelernt und/oder Probeaufgaben bearbeitet werden sollen. Dank Screensharing und zahlreicher virtueller Tools ist es nicht selten, dass eine Arbeitsprobe abgegeben werden soll. Da in der Regel vorab darauf hingewiesen wird, sollte sich mit den entsprechenden Tools vertraut gemacht werden, damit die eigenen Fähigkeiten nicht von technischen Schwierigkeiten überlagert werden.

Unser Fazit

Zum Abschluss des Interviews baten wir Felix um einen Tipp, den er anderen in Zeiten von Corona mit auf den Weg geben möchte: „Wenn man unzufrieden ist, einfach machen. Wenn man unzufrieden ist, kann man nur etwas verändern, wenn man sich traut.”
Dies steht im Widerspruch zu einer Umfrage von Statista und YouGov (2020), nach der etwa 43 Prozent der Befragten einen geplanten Wechsel im Beruf auf das nächste Jahr verschieben. Diesem Widerspruch könnte die Wahrnehmung einer pandemiebedingt unsicheren, kurzfristigen Zukunft als auch aktuelle Lage am Arbeitsmarkt zugrunde liegen.
Durch das Anhalten der Krise zeigt sich allerdings, dass wir uns nicht sicher sein können ob im nächsten Jahr alles beim Alten ist. Doch bei einer Entscheidung seinen Job zu wechseln, ist zumindest der Bewerbungsprozess und das Vorstellungsgespräch etwas, das sich in den Grundzügen nicht verändert hat. Die technische Komponente sollte hierbei jedoch nicht unterschätzt werden und auch hier gilt: Vorbereitung ist alles.

  • Bohannon, L.S., Herbert, A.M., Pelz, J.B., Rantanen, E.M,(2013). Eye contact and video-mediated communication: A review. Displays. http://dx.doi.org/ 10.1016/j.displa.2012.10.009
  • Suhr, F. (2020). Ein Jobwechsel wird bei vielen aufgeschoben. YouGov, Statista.

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Geschrieben von:

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Sarah Wieczorek
Werkstudentin

Sarah studiert im Master Psychologie an der Universität Hamburg mit dem Schwerpunkt Arbeits- und Organisationspsychologie. Bei The Why Guys ist sie Werkstundentin und trägt dazu bei, Organisationen bei Veränderungsprozessen zu unterstützen.

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Kommentare:

Su schrieb dazu am :

Super verständlich geschrieben und mit Sicherheit besonders in der jetzigen Situation, sehr hilfreich :)

Rawi schrieb dazu am :

Sehr fundierter und Praxis bezogen er Blog mit vielen guten Tipps


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