Quelle: Stefan C. Asafti

Heat it up! Die Sache mit dem interaktiven Notstand

– Kategorie: Sonstiges – Lesedauer: 4.1 Minuten
Viele kennen es: Der Workshop beginnt, es wird sich vorgestellt und gestartet. Aber Moment, das war's schon? Um einen Kaltstart zu vermeiden und dem interaktiven Notstand entgegenzuwirken, sollte zu Beginn des Workshops das Energielevel hochgefahren und die grauen Zellen angeknipst werden. Dabei helfen Warm-Ups – auch in virtuellen Settings.

Man möchte fast meinen, die Meute sei wild geworden, wie sie mit zu Hörnern erhobenen Fingern beider Hände durch den Raum hüpfen und sich gegenseitig über die Fläche jagen. Zwischen kleinem Finger und Zeigefinger balancieren sie einen bunten Filzstift, der gefährlich bei jeder zu schnellen Bewegung ins Wanken gerät. Wer wohl die erste Person aus der Meute ist, die die Stifte der anderen zu Fall bringt und damit am Ende siegt? Beobachten wir die Situation aus der Vogelperspektive, mögen uns die durch die Luft fliegenden Stifte, die wild hin- und herspringenden Menschen und die Aufregung seltsam anmuten. Ist man aber mitten drin merkt man: Es kommt Bewegung in die ganze Sache. Und das ist zu Beginn einer Workshop-Einheit wichtig.

Warm-Ups gegen den interaktiven Notstand

Der oben beschriebene „Stierkampf“ ist nur eines von unendlich vielen Warm-Up-Spielen, die vermehrt vor und während Workshops und längeren Meetings eingesetzt werden, um eine offene Arbeitsatmosphäre zu schaffen und vor der Phase hoher Fokussierung noch einmal locker zu machen. Je nach Warm-Up können bereits vor dem eigentlichen Beginn des Workshops die grauen Zellen in Schwung gebracht und die Fantasie der Teilnehmenden angeregt werden, denn nicht alle Warm-Ups zielen einzig auf Bewegung ab.

Das miteinander Denken und in Bewegung kommen dient dem Schaffen einer guten Lernsituation und der Vorbereitung auf die kommende, meist geistig fordernde Tätigkeit.
Nicht zuletzt soll ein Warm-Up auch immer als sanfter Einstieg in die kommende Zusammenarbeit dienen – denn nicht jeder Workshop besteht aus Teilnehmenden, die sich bereits kennen. Oft herrscht zu Beginn von Veranstaltungen, in denen noch unbekannte Personen aufeinander treffen, ein wahrer „interaktiver Notstand“. Auf der leitenden Figur des Workshops lasten die Erwartungen der Teilnehmenden – auch an eine gemeinsame Kommunikation und Interaktion.
Somit ist besonders der Beginn einer gemeinsamen Veranstaltung wichtig, dient dies dem Abbau von eventuellen Ängsten oder Unsicherheiten der Teilnehmenden, die sich möglicherweise in einer fremden Umgebung mit unbekannten Personen befinden.
Eine Warm-Up-Runde dient, ähnlich wie beim Sport, der Lockerung vor der eigentlichen Arbeit. Schließlich startet auch niemand in einen Marathon ohne sich wenigstens vorab etwas die Beine zu vertreten.

Wieso überhaupt Warm-Ups?

Warm-Ups zielen auf unterschiedliche Zwecke ab:

1. Kennenlernen
Unser Drang zur Gruppenbildung führt uns auch in Workshops zu den Menschen, die wir bereits aus unserem (Arbeits-)Alltag kennen und es kostet uns Überwindung, zu anderen Kontakt zu suchen. Noch wichtiger wird ein gemeinsames Kennenlernen in Gruppen, die sich völlig unbekannt sind.

2. Aktivierung
Kalt, dunkel, müde. Besonders bei Veranstaltungen die früh am Morgen starten oder sich bis in die zähen Nachmittagsstunden ziehen, kann ein „Energizer-Warm-Up“ den Teilnehmenden (neuen) Schwung geben und die müde Runde aufrütteln.

3. Stärkung von Empathie und Vertrauen
Ist die Grundstimmung eher mittelprächtig oder die Teilnehmenden kennen sich nur flüchtig aus anderen Workshops oder Abteilungen, kann es ratsam sein, durch ein kleines Teambuilding im Rahmen des Aufwärmens das positive Miteinander zu stärken und Empathie anderen Personen gegenüber anzuregen.

4. Förderung von Kreativität
Der Klassiker: Ein Workshop zur kreativen Ideenfindung und niemandem fällt etwas Neues ein. Schade! Dem kann jedoch vorgebeugt werden, wenn vorab dafür gesorgt wird, dass die Gehirnzellen und unser Kreativitätsmuskel entsprechend stimuliert werden. Mit einem Warm-Up kann die Fähigkeit zum „querdenken“ angeregt werden.

So wild dürfte unser „Stierkampf“ vom Anfang dieses Beitrags nicht mehr erscheinen. Und Warm-Ups eine neue Wichtigkeit zugeschrieben werden, betrachten wir sie im Kontext eines Aufwärmens und Auflockerns der physischen und psychischen Kräfte der Teilnehmenden. Bevor diese sich in den kommenden Stunden mit hoher Konzentration fokussieren müssen, hat die kurze Bewegungs- oder Denkeinheit aufgeweckt, energetisiert und zusammengebracht.

Virtuell Energie tanken

Doch halt! Analog ist das alles fein und wir finden Warm-Ups zu Hauf. Aktuell ist die Realität jedoch häufig eine andere – in Form eines rechteckigen Monitors, über den wir mit anderen Teilnehmenden in den Austausch gehen.

Virtuell lassen sich Warm-Ups ebenso umsetzen, die angestrebten Ziele sind die gleichen.
Gerade wegen unserer aktuell häufig physischen Distanz sind diese Aufwecker umso wichtiger. Um geistig und körperlich in Gang zu kommen und die Kreativität herauszukitzeln, können Übungen auf virtuellen Whiteboards durchgeführt oder kleine Bewegungseinheiten eingelegt werden. Mit welchen Picasso-Kniffen die Vorgesetzte das virtuell selbst gezeichnete Porträt umsetzt ist dabei nur die Kirsche auf der Sahnehaube. Bei Bewegungseinheiten kann einfach kurz in der eigenen Kreativitätsbox gekramt werden: alle müssen die Kamera anschalten und in Power-Pose gehen (aufrecht stehen, Rücken gerade und Arme in V-Form nach oben strecken). Oder, ein ganz besonders guter Energyzer: die Kameras sind noch immer an, alle müssen aus dem Bild treten. Eine Person tritt zurück ins Bild und macht eine Bewegung vor (Kniebeugen, gefällig?), die der Rest nachmachen muss.

Jetzt genug gelesen. Ab auf die Matte, vor den Monitor, an den Stift oder was auch immer – wach werden, Kreativität ankurbeln, Energie sammeln und durchstarten.

Quellen:

  • www.trendreport.de/wege-zu-kreativerem-arbeiten/
  • www.berlitz.com/de-de/blog/warm-ups-fuer-meetings
  • www.handelskraft.de/remote-warm-ups/

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Geschrieben von:

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Alexandra Maushake
Kommunikatorin

Alexandra studierte an der TU Braunschweig Sozialwissenschaften mit arbeitssoziologischem Schwerpunkt. Bei The Why Guys ist sie für die Kommunikation auf allen Kanälen zuständig und will in Organisationen Veränderungen anregen, die eine neue Arbeitskultur etablieren.

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