Die Nachhaltigkeit von Prototypen mitdenken

– Kategorie: Design Thinking – Lesedauer: 1.8 Minuten
Nachhaltigkeit als fehlende Dimension im Design Thinking Prozess? Kritische Nachfragen lassen Paul über eine Erweiterung des bekannten Modells nachdenken. Dies ist also ein Vorschlag zur Erweiterung unseres Design Thinking Verständnisses: Die Nachhaltigkeit von Prototypen mitdenken.

Design Thinking (DT) hat viele Definitionen und keine ist richtig zufriedenstellend: Wird der Prozess zu sehr hervorgehoben, tritt die Innovation in den Hintergrund, betont man die Nutzerorientierung droht die Kreativität in Vergessenheit zu geraten. Daher drücke ich mich in meinen Workshops häufig um eine „wissenschaftliche“ Definition und benutze ein Modell von Tim (Brown, 2009), das veranschaulicht, dass das Resultat eines DT Prozesses (1) Wünschen der Nutzenden, (2) Umsetzbarkeit und (3) ökonomische Vorgaben befriedigen sollte (siehe Abbildung 1). Häufig fangen wir an Ideen schneller, leichter oder billiger zu machen, ohne zu hinterfragen, ob die potentiellen Nutzenden sie überhaupt wollen. Ergo fängt ein DT Prozess damit an, die Sichtweise der Nutzenden zu verstehen, bevor eine Idee generiert wird.

(Abb. 1)

Ein anschauliches Modell, mit dem Moderatoren und Coaches in der Regel Kopfnicken bei ihren Zuhörenden auslösen. Doch vor Kurzem, als ich mal wieder die drei Kreise auf das Flipchart zeichnete, fragte mich eine Studentin, warum das Modell nicht eine vierte Dimension habe, die Nachhaltigkeit abdeckt. Und da ich keine plausible Antwort auf diese Frage habe, denke ich, dass wir das bisherige DT Modell um eine Dimension erweitern sollten (siehe Abbildung 2).

(Abb. 2)

Wir haben bereits an anderer Stelle über die Notwendigkeit für mehr nachhaltiges Wirtschaften geschrieben.
Im Zusammenhang mit dem aktuellen DT Modell finde ich die Berücksichtigung dieser vierten Dimension spannend. Unsere Forschung zeigt, dass die Kriterien des DT Ansatzes „in Konkurrenz“ zueinander stehen: Wenn ich ein Produkt entwickele, dass technisch alles kann, ist es in einem ersten Schritt selten wirtschaftlich. Lasse ich alle Nutzerwünsche einfließen, ist ein Konzept in der Regel nicht umsetzbar. Von daher sollten wir bei den zu entwickelnden Lösungen bereits zu einem frühen Stadium die Folgen für die Umwelt mitbedenken, sodass wir uns nicht später korrigieren müssen.

Literatur
Brown, T. (2009). Change by design: How design thinking creates new alternatives for business and society. New York, Enfield: Collins Business; Publishers Group UK [distributor].

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Geschrieben von:

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Paul Endrejat
Gründer, Coach & Organisationsentwickler

Paul hat in Potsdam und Utrecht Psychologie studiert und an der TU Braunschweig zum Thema Veränderungsmotivation promoviert. Seine Forschungsinteressen sind die Motivierende Gesprächsführung, Design Thinking, Job Crafting und die Steigerung des umweltbewussten Verhaltens. Bzgl. der Organisationsentwicklung interessiert ihn besonders, wie sich eine Innovationskultur etablieren lässt und was wir von "Klassikern" wie Kurt Lewin lernen können

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